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Saskia Nitsche 
2021C025

*

MANN, DER DEN HUND SIEHT
In der Dämmerung erscheint der Fuchs.
Mein Blick fällt auf die Schnauze, die zwei glänzenden Augen, die so viel Milde ausstrahlen.
Den dürren Körper.
Weil jemand aus der Küche gerade dabei ist, neue Fleischabfälle herauszustellen, wartet er ab. Er sitzt im Gebüsch auf den Hinterläufen, geduldig. Aufgeweckt blickt er in die Richtung, wo unter mir der Ausgang der Hotelküche sein muss.
Ich stelle mich dichter hinter die Scheibe.
Endlich ist dort unten alles ruhig. Der Fuchs läuft auf die Abfallcontainer zu. Weil die Container überquellen, stellt das Küchenpersonal Tüten mit Abfällen daneben. Sie verknoten sie gut, doch er reißt sie an den Seiten auf, zerrt Fleischabfälle heraus, die er ins Gebüsch schleift und dort verzehrt.
Ich bleibe an diesem Abend lange am Fenster stehen. Noch ist dort drüben alles ruhig.
Ich habe eine seltsame Verbundenheit entwickelt zu dem Tier. Es sind die Momente des Tages, in denen ich eine Weite spüre, dann wieder der Blick zum Horizont, zu den Lichtern der Raketen, und dieses Zusammenziehen. Kontraktion und Expansion. In meinem Zimmer studiere ich die Gesetze der Existenz. Seit fünf Tagen bin ich hier. Viele Anschlussflüge starten nicht mehr. Ich muss beruflich Menschen treffen, doch wann es weitergeht, weiß ich nicht.

 

 

 

 

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MANN, DER DEN HUND SIEHT
In der Dämmerung erscheint der Fuchs.
Mein Blick fällt auf die Schnauze, die zwei glänzenden Augen, die so viel Milde ausstrahlen.
Den dürren Körper.
Weil jemand aus der Küche gerade dabei ist, neue Fleischabfälle herauszustellen, wartet er ab. Er sitzt im Gebüsch auf den Hinterläufen, geduldig. Aufgeweckt blickt er in die Richtung, wo unter mir der Ausgang der Hotelküche sein muss.
Ich stelle mich dichter hinter die Scheibe.
Endlich ist dort unten alles ruhig. Der Fuchs läuft auf die Abfallcontainer zu. Weil die Container überquellen, stellt das Küchenpersonal Tüten mit Abfällen daneben. Sie verknoten sie gut, doch er reißt sie an den Seiten auf, zerrt Fleischabfälle heraus, die er ins Gebüsch schleift und dort verzehrt.
Ich bleibe an diesem Abend lange am Fenster stehen. Noch ist dort drüben alles ruhig.
Ich habe eine seltsame Verbundenheit entwickelt zu dem Tier. Es sind die Momente des Tages, in denen ich eine Weite spüre, dann wieder der Blick zum Horizont, zu den Lichtern der Raketen, und dieses Zusammenziehen. Kontraktion und Expansion. In meinem Zimmer studiere ich die Gesetze der Existenz. Seit fünf Tagen bin ich hier. Viele Anschlussflüge starten nicht mehr. Ich muss beruflich Menschen treffen, doch wann es weitergeht, weiß ich nicht.