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Saskia Nitsche 
2021C026

*

MANN, DER DIE CHICKENWINGS BRINGT
Es schmeckt gut. Amber sieht mir zu. Sie kratzt noch ein wenig Speck aus der Pfanne und schiebt ihn mir zu. Ich nehme ihn mir auf den Teller.
Der Blick aus der Küche fällt auf die Container.
Dort stöbert ein Tier in den weißen Tüten, sage ich. Was ist das für ein Tier?
Das Küchenpersonal stellt sie hinaus. Was nicht mehr in die Container passt, entsorgen sie in den Tüten.
Amber wirft einen Blick hinaus, zuckt mit den Schultern.
Amber, sage ich, es schmeckt gut, es schmeckt so unglaublich gut.

 

MANN, DER DEN HUND SIEHT
Es ist 21.00 Uhr. Die Sonne ist seit zwei Stunden untergegangen.
Seit fünf Tagen bin ich hier. Sitze bei Nacht auf dem Bett des Flughafenhotels, sehe das Aufblitzen der Raketen am Horizont. Sie betreffen mich nicht. Immer wieder, bis mir die Lüge unter die Haut dringt.
Noch ist dort drüben in der Ferne alles ruhig.
Doch was ist da draußen? Ein Lärm. Ein Lärm wie –

 

*

FRAU AN DER REZEPTION
Vom Flughafen kommen die Shuttles, doch was –

 

MANN, DER DIE CHICKENWINGS BRINGT
Was ist das?

 

FRAU AM SWIMMINGPOOL
Vom Spaziergang komme ich zum Hotel zurück, bleibe kurz davor stehen. Von außen sehe ich auf den Hotelkomplex. Die Milchglasscheiben der Badezimmer auf der Rückseite des Hotels sind fast überall dunkel. Die meisten schlafen schon, haben sich im Bad längst fertig gemacht. Ich gehe um das Hotel herum. Doch –

 

FRAU AN DER REZEPTION
Was ist das?

 

FRAU AM SWIMMINGPOOL
Militär?
Ich beeile mich, in die Eingangshalle zu drängen. Ankommende Gäste, die aus den Bussen stürmen. Militärschutz.
Entschuldigen Sie, was –

 

MANN, DER DIE CHICKENWINGS BRINGT
Was ist da bloß –
Militär, hier?

 

*

MANN, DER DEN HUND SIEHT
Was war das?
Was war das für ein Lärm?
Ich stehe noch einmal auf. Über den Teppichboden bewege ich mich lautlos zum Fenster.
Hier, auf der Rückseite des Hotels, ist nichts zu sehen.

 

MANN, DER DIE CHICKENWINGS BRINGT
Ich weiß nur, dass dort drüben, weit entfernt von hier –
In den Nächten Raketen, dass dort ein Krieg, ja.
Aber hier?

 

*

MANN, DER DIE CHICKENWINGS BRINGT
Muss ich mir Sorgen machen?

 

MANN, DER DEN HUND SIEHT
Muss ich mir Sorgen machen?

 

FRAU AN DER REZEPTION
Müssen wir uns Sorgen machen?

 

FRAU AM SWIMMINGPOOL
Muss ich –

 

*

MANN, DER DEN HUND SIEHT
Am Horizont ist noch immer alles ruhig. Ich ziehe die Vorhänge zu, lege mich aufs Bett.
Ich könnte etwas zu essen bestellen, doch beim Gedanken an die Gerüche, die aus der Küche heraufdringen, wird mir schlecht.
Ich beschließe zu schlafen. Der Bezug der Bettwäsche ist aus einem Kunstfasergemisch. Ich schwitze in den Nächten. Das Fenster öffne ich trotzdem nicht. Zu unangenehm sind die Geräusche der Raketen dort drüben bei Nacht.

 

 

  

 

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MANN, DER DIE CHICKENWINGS BRINGT
Es schmeckt gut. Amber sieht mir zu. Sie kratzt noch ein wenig Speck aus der Pfanne und schiebt ihn mir zu. Ich nehme ihn mir auf den Teller.
Der Blick aus der Küche fällt auf die Container.
Dort stöbert ein Tier in den weißen Tüten, sage ich. Was ist das für ein Tier?
Das Küchenpersonal stellt sie hinaus. Was nicht mehr in die Container passt, entsorgen sie in den Tüten.
Amber wirft einen Blick hinaus, zuckt mit den Schultern.
Amber, sage ich, es schmeckt gut, es schmeckt so unglaublich gut.

 

MANN, DER DEN HUND SIEHT
Es ist 21.00 Uhr. Die Sonne ist seit zwei Stunden untergegangen.
Seit fünf Tagen bin ich hier. Sitze bei Nacht auf dem Bett des Flughafenhotels, sehe das Aufblitzen der Raketen am Horizont. Sie betreffen mich nicht. Immer wieder, bis mir die Lüge unter die Haut dringt.
Noch ist dort drüben in der Ferne alles ruhig.
Doch was ist da draußen? Ein Lärm. Ein Lärm wie –

 

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FRAU AN DER REZEPTION
Vom Flughafen kommen die Shuttles, doch was –

 

MANN, DER DIE CHICKENWINGS BRINGT
Was ist das?

 

FRAU AM SWIMMINGPOOL
Vom Spaziergang komme ich zum Hotel zurück, bleibe kurz davor stehen. Von außen sehe ich auf den Hotelkomplex. Die Milchglasscheiben der Badezimmer auf der Rückseite des Hotels sind fast überall dunkel. Die meisten schlafen schon, haben sich im Bad längst fertig gemacht. Ich gehe um das Hotel herum. Doch –

 

FRAU AN DER REZEPTION
Was ist das?

 

FRAU AM SWIMMINGPOOL
Militär?
Ich beeile mich, in die Eingangshalle zu drängen. Ankommende Gäste, die aus den Bussen stürmen. Militärschutz.
Entschuldigen Sie, was –

 

MANN, DER DIE CHICKENWINGS BRINGT
Was ist da bloß –
Militär, hier?

 

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MANN, DER DEN HUND SIEHT
Was war das?
Was war das für ein Lärm?
Ich stehe noch einmal auf. Über den Teppichboden bewege ich mich lautlos zum Fenster.
Hier, auf der Rückseite des Hotels, ist nichts zu sehen.

 

MANN, DER DIE CHICKENWINGS BRINGT
Ich weiß nur, dass dort drüben, weit entfernt von hier –
In den Nächten Raketen, dass dort ein Krieg, ja.
Aber hier?

 

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MANN, DER DIE CHICKENWINGS BRINGT
Muss ich mir Sorgen machen?

 

MANN, DER DEN HUND SIEHT
Muss ich mir Sorgen machen?

 

FRAU AN DER REZEPTION
Müssen wir uns Sorgen machen?

 

FRAU AM SWIMMINGPOOL
Muss ich –

 

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MANN, DER DEN HUND SIEHT
Am Horizont ist noch immer alles ruhig. Ich ziehe die Vorhänge zu, lege mich aufs Bett.
Ich könnte etwas zu essen bestellen, doch beim Gedanken an die Gerüche, die aus der Küche heraufdringen, wird mir schlecht.
Ich beschließe zu schlafen. Der Bezug der Bettwäsche ist aus einem Kunstfasergemisch. Ich schwitze in den Nächten. Das Fenster öffne ich trotzdem nicht. Zu unangenehm sind die Geräusche der Raketen dort drüben bei Nacht.