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Saskia Nitsche 
2021C028

 

*

MANN, DER DEN HUND SIEHT
Ich erwache. Draußen höre ich die Raketen. Will sie nicht hören. Hört denn keiner, ICH WILL SIE NICHT HÖREN. WILL NICHT LÄNGER HIER EINGESPERRT SEIN.
Ich reiße den Vorhang zur Seite, doch was ist das –
Da sind keine Lichter. Wo ist –
Sind –
Ich höre sie doch.

 

FRAU AM SWIMMINGPOOL
Im Foyer sitzt der Kanarienvogel noch immer nicht still.

 

FRAU AN DER REZEPTION
Wir wissen nicht –
Ich verstehe Sie, aber leider –
Können wir
nicht wissen –
Werden –

 

MANN, DER DIE CHICKENWINGS BRINGT
Ich werfe einen Blick aus dem Fenster im Treppenhaus.
Doch was ist das?
Sturm.
Aber da ist noch etwas.
Für gewöhnlich ist es auf dieser Seite des Gebäudes am Horizont ruhig. Aber jetzt sind dort Lichter. Raketen.

 

MANN, DER DEN HUND SIEHT
Warum sind dort keine Raketen, ich höre sie doch? Leise zwar, aber doch.

 

MANN, DER DIE CHICKENWINGS BRINGT
WAS IST DAS? Wieso hier?

 

*

MANN, DER DEN HUND SIEHT
Der Fuchs kommt auch im Morgengrauen nicht. Ich nehme es persönlich.
Von der Hotelküche dringen die Gerüche herauf. Fett, Zwiebeln, schon jetzt am frühen Morgen der Geruch von billigem Fleisch.
Noch ist die Sonne nicht vollständig aufgegangen. Ich starre aus dem Fenster zwischen das von den Lichtern der Hotelküche beleuchtete Gestrüpp, warte darauf, dass der weiße Latz, der mir in der Regel zuerst auffällt, zwischen dem dürren Geäst der Büsche erscheint.
Die weißen Beutel stehen unversehrt und verknotet am Platz. Hin und wieder gibt es Schattenwürfe, wenn in der Küche jemand von innen ans Fenster tritt.

 

*

FRAU AM SWIMMINGPOOL
Um kurz nach fünf beginnt das Treiben in der
Eingangshalle. Noch ist es nicht vollständig hell,
noch kann ich mich hier verbergen.
Ich sehe, wie Geschäftsmänner an den Empfang eilen.
Sie haben kleine anthrazitfarbene Trolleys.
Doch niemand kann hier weg.

 

FRAU AN DER REZEPTION
Niemand kann hier weg.

 

FRAU AM SWIMMINGPOOL
Ich sehe einzelne Alleinreisende. Familien kommen später.
Frühstück gibt es hier schon ab fünf.

 

MANN, DER DEN HUND SIEHT
Um sechs sitze ich an dem kleinen Tisch. Über den Screen des Laptops schimmern die Stockmarket-Zahlen.

 

MANN, DER DIE CHICKENWINGS BRINGT
Ich werfe noch einmal einen Blick ins Schwimmbad.
Sie ist schön, so schön.

 

FRAU AM SWIMMINGPOOL
Gegen sechs schleiche ich mich durch die Glastür und das Untergeschoss zurück in meinen Flügel.
Im Dritten entsperre ich mit der Karte das Zimmer.
Kurz lege ich mich noch einmal hin.
Um sieben klingelt der Wecker.

 

MANN, DER DIE CHICKENWINGS BRINGT
Bald wird die Sonne aufgehen.
Warum sind jetzt die Lichter dort drüben? Warum dort?
Sind sie näher gekommen?

 

FRAU AN DER REZEPTION
Guten Morgen.
Ihre Zimmernummer?
311?
Was kann ich für Sie tun?
Wir wissen nichts Neues.
Selbstverständlich, wir melden uns.

 

MANN, DER DIE CHICKENWINGS BRINGT
Kaum noch zu sehen vor der aufgehenden Sonne, aber doch –

 

FRAU AN DER REZEPTION
Selbstverständlich, sobald wir etwas –

 

MANN, DER DIE CHICKENWINGS BRINGT
Bevor ich das nächste Mal zur Küche abbiege, nehme ich die Abzweigung zu den Personaltoiletten.
Nino, der im anderen Flügel bedient, steht am Pissoir.
Was machst du hier?
Er antwortet nicht.
Was machst du hier? Ihr habt euer eigenes dort drüben.
— Halt die Klappe, geht dich nichts an.
Was ist dort drüben? Kann er nicht –
Will er nicht –
Sehen wie ich?

 

FRAU AM SWIMMINGPOOL
Im Frühstückssaal sehe ich Joan. Am Büffet lädt er sich auf.
Ich beobachte ihn. Er ist Leistungsschwimmer.
Die Schwimmhalle ist sicher nicht geeignet, um sein Training in der richtigen Weise fortzuführen. Nur 25 Meter lang, trotzdem schwimmt er dort jeden Tag seine Bahnen.
Er isst viel, sicher weil er viel trainiert. Sein Körper ist schlank. Ich tue so, als sähe ich ihn nicht, nehme mir von den gefüllten Tomaten, dazu eine Scheibe dunkles Brot, das mit Farbstoff gefärbt ist.
Joan nimmt sich Weißbrot. Ich blicke auf meinen Teller. Es ist mit Farbstoff gefärbt, das wissen hier alle. Heimlich lege ich es zurück, nehme mir eine Scheibe aus dem Korb, an dem Joan gerade noch stand. Ich habe Weißbrot schon immer lieber gemocht.

 

FRAU AN DER REZEPTION
Militärhunde.
Natürlich. Zu unserem Schutz.

 

MANN, DER DIE CHICKENWINGS BRINGT
Müssen wir uns fürchten?

 

FRAU AM SWIMMINGPOOL
Warum kann ich nicht schwimmen?

 

FRAU AN DER REZEPTION
Aber was, wenn –
Ich starre auf die Eingangstür.
Was, wenn nicht?

 

FRAU AM SWIMMINGPOOL
Es ist mir peinlich.

 

MANN, DER DIE CHICKENWINGS BRINGT
Versuche zu vergessen, was ich draußen gesehen hab.

 

MANN, DER DEN HUND SIEHT
Es ist jetzt alles still. Die Raketen sind nicht mehr zu hören. Unter der roten Sonne, die hier am Morgen aufgeht, liegt die ausgelöschte Existenz ruhig da.

 

FRAU AM SWIMMINGPOOL
Es ist mir peinlich.

 

MANN, DER DIE CHICKENWINGS BRINGT
Eine beunruhigende Stille.

 

MANN, DER DEN HUND SIEHT
Ich schlucke, als ich nach draußen blicke. Roter Wüstensand, den ich von hier aus nicht sehe, unter einem Himmel, der unschuldig ist.

 

MANN, DER DIE CHICKENWINGS BRINGT
Konzentriere mich auf den Duft der Chickenwings.
In den nächsten Stunden lasse ich nichts anderes an mich ran.

 

*

MANN, DER DIE CHICKENWINGS BRINGT
Niemand ist freiwillig hier. Als wäre das Ausrede genug,
kein Trinkgeld zu geben.

 

MANN, DER DEN HUND SIEHT
Kann mich nicht auf die Arbeit konzentrieren.

 

MANN, DER DIE CHICKENWINGS BRINGT
Es gibt Pflanzen, die könnten mir helfen. Ich habe alles
darüber gelesen. Aber sie sind teuer. In der 309 bleibe ich
länger in der Tür. Auch in der 007 und der 104.
Doch niemand gibt mehr.

 

MANN, DER DEN HUND SIEHT
Wie könnte ich?

 

MANN, DER DIE CHICKENWINGS BRINGT
In der letzten Stunde habe ich mir den Kragen sicherlich
zwanzig Mal aus dem Nacken gezerrt.
Die Kleidung ist Leihkleidung, also kann ich das Schild nicht herauslösen.

 

MANN, DER DEN HUND SIEHT
Unter mir brummt die Lüftungsanlage der Hotelküche. Eine Dunkelheit erfasst mich, über die mich auch der Gedanke an den Fuchs nicht hinwegtrösten kann. Die Nacht zieht sich hier weit in den Vormittag. Beständig will die Dunkelheit angesehen werden, es ist unerträglich zuweilen.

 

FRAU AN DER REZEPTION
Ich blicke aus dem vergitterten Fenster der Personaltoiletten.
Hier auf der Rückseite des Hotels raschelt einer der Hunde in den weißen Plastiktüten, die das Küchenpersonal hinausgestellt hat.

– Wir werden Köder auslegen müssen.

– Die Hunde gehören dem Militär, wenn jemand sieht, dass wir sie töten, was dann?

– Ich gehe nicht davon aus, dass diese Hunde so leicht zu töten sind.

– Es sind Hunde, warum nicht?

 

MANN, DER DIE CHICKENWINGS BRINGT
Die Zimmer bilden ein Netz, zwischen dem
sich meine Identität aufspannt.

 

FRAU AN DER REZEPTION
An der Rezeption gehen noch immer unentwegt Anrufe ein. Die meisten Gäste fragen, wie sich die Situation verhält.

Tut mir leid, ich weiß nicht –
Kann nicht –

 

MANN, DER DEN HUND SIEHT
Am Frühstücksbüffet nehme ich mir Limonade. Ich nehme auch Salat. Die Speckwürfel darauf schmecken nach Zwiebeln. Beides zusammen löst in mir erneut diese Übelkeit aus.

Als ich zurückkomme und aus dem Fenster sehe, liegen die Fetzen der weißen Tüten zwischen den Containern und dem Gestrüpp verteilt. Einige Fleischreste liegen dort auch.
War er in meiner Abwesenheit hier?
Ich fühle mich betrogen. Eine Weile stehe ich benommen am Fenster.
Gegen zehn setze ich mich wieder vor den Laptop, die Zahlen flimmern über den Bildschirm, ich beginne verschwommen zu sehen.
Als der Zimmerservice kommt, schicke ich die behaubte Frau unwirsch weg. Seit fünf Tagen bin ich hier und noch nie hat der Zeitpunkt gepasst. Wann sie kommen könne, fragt sie. Kommen Sie, wann Sie wollen, aber lassen Sie mich in Frieden, sage ich.

 

 

 

 

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MANN, DER DEN HUND SIEHT
Ich erwache. Draußen höre ich die Raketen. Will sie nicht hören. Hört denn keiner, ICH WILL SIE NICHT HÖREN. WILL NICHT LÄNGER HIER EINGESPERRT SEIN.
Ich reiße den Vorhang zur Seite, doch was ist das –
Da sind keine Lichter. Wo ist –
Sind –
Ich höre sie doch.

 

FRAU AM SWIMMINGPOOL
Im Foyer sitzt der Kanarienvogel noch immer nicht still.

 

FRAU AN DER REZEPTION
Wir wissen nicht –
Ich verstehe Sie, aber leider –
Können wir
nicht wissen –
Werden –

 

MANN, DER DIE CHICKENWINGS BRINGT
Ich werfe einen Blick aus dem Fenster im Treppenhaus.
Doch was ist das?
Sturm.
Aber da ist noch etwas.
Für gewöhnlich ist es auf dieser Seite des Gebäudes am Horizont ruhig. Aber jetzt sind dort Lichter. Raketen.

 

MANN, DER DEN HUND SIEHT
Warum sind dort keine Raketen, ich höre sie doch? Leise zwar, aber doch.

 

MANN, DER DIE CHICKENWINGS BRINGT
WAS IST DAS? Wieso hier?

 

*

 

MANN, DER DEN HUND SIEHT
Der Fuchs kommt auch im Morgengrauen nicht. Ich nehme es persönlich.
Von der Hotelküche dringen die Gerüche herauf. Fett, Zwiebeln, schon jetzt am frühen Morgen der Geruch von billigem Fleisch.
Noch ist die Sonne nicht vollständig aufgegangen. Ich starre aus dem Fenster zwischen das von den Lichtern der Hotelküche beleuchtete Gestrüpp, warte darauf, dass der weiße Latz, der mir in der Regel zuerst auffällt, zwischen dem dürren Geäst der Büsche erscheint.
Die weißen Beutel stehen unversehrt und verknotet am Platz. Hin und wieder gibt es Schattenwürfe, wenn in der Küche jemand von innen ans Fenster tritt.

 

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FRAU AM SWIMMINGPOOL
Um kurz nach fünf beginnt das Treiben in der Eingangshalle. Noch ist es nicht vollständig hell, noch kann ich mich hier verbergen.
Ich sehe, wie Geschäftsmänner an den Empfang eilen.
Sie haben kleine anthrazitfarbene Trolleys.
Doch niemand kann hier weg.

 

FRAU AN DER REZEPTION
Niemand kann hier weg.

 

FRAU AM SWIMMINGPOOL
Ich sehe einzelne Alleinreisende. Familien kommen später.
Frühstück gibt es hier schon ab fünf.

 

MANN, DER DEN HUND SIEHT
Um sechs sitze ich an dem kleinen Tisch. Über den Screen des Laptops schimmern die Stockmarket-Zahlen.

 

MANN, DER DIE CHICKENWINGS BRINGT
Ich werfe noch einmal einen Blick ins Schwimmbad.
Sie ist schön, so schön.

 

FRAU AM SWIMMINGPOOL
Gegen sechs schleiche ich mich durch die Glastür und das Untergeschoss zurück in meinen Flügel.
Im Dritten entsperre ich mit der Karte das Zimmer.
Kurz lege ich mich noch einmal hin.
Um sieben klingelt der Wecker.

 

MANN, DER DIE CHICKENWINGS BRINGT
Bald wird die Sonne aufgehen.
Warum sind jetzt die Lichter dort drüben? Warum dort?
Sind sie näher gekommen?

 

FRAU AN DER REZEPTION
Guten Morgen.
Ihre Zimmernummer?
311?
Was kann ich für Sie tun?
Wir wissen nichts Neues.
Selbstverständlich, wir melden uns.

 

MANN, DER DIE CHICKENWINGS BRINGT
Kaum noch zu sehen vor der aufgehenden Sonne, aber doch –

 

FRAU AN DER REZEPTION
Selbstverständlich, sobald wir etwas –

 

MANN, DER DIE CHICKENWINGS BRINGT
Bevor ich das nächste Mal zur Küche abbiege, nehme ich die Abzweigung zu den Personaltoiletten.
Nino, der im anderen Flügel bedient, steht am Pissoir.
Was machst du hier?
Er antwortet nicht.
Was machst du hier? Ihr habt euer eigenes dort drüben.
— Halt die Klappe, geht dich nichts an.
Was ist dort drüben? Kann er nicht –
Will er nicht –
Sehen wie ich?

 

FRAU AM SWIMMINGPOOL
Im Frühstückssaal sehe ich Joan. Am Büffet lädt er sich auf.
Ich beobachte ihn. Er ist Leistungsschwimmer.
Die Schwimmhalle ist sicher nicht geeignet, um sein Training in der richtigen Weise fortzuführen. Nur 25 Meter lang, trotzdem schwimmt er dort jeden Tag seine Bahnen.
Er isst viel, sicher weil er viel trainiert. Sein Körper ist schlank. Ich tue so, als sähe ich ihn nicht, nehme mir von den gefüllten Tomaten, dazu eine Scheibe dunkles Brot, das mit Farbstoff gefärbt ist.
Joan nimmt sich Weißbrot. Ich blicke auf meinen Teller. Es ist mit Farbstoff gefärbt, das wissen hier alle. Heimlich lege ich es zurück, nehme mir eine Scheibe aus dem Korb, an dem Joan gerade noch stand. Ich habe Weißbrot schon immer lieber gemocht.

 

FRAU AN DER REZEPTION
Militärhunde.
Natürlich. Zu unserem Schutz.

 

MANN, DER DIE CHICKENWINGS BRINGT
Müssen wir uns fürchten?

 

FRAU AM SWIMMINGPOOL
Warum kann ich nicht schwimmen?

 

FRAU AN DER REZEPTION
Aber was, wenn –
Ich starre auf die Eingangstür.
Was, wenn nicht?

 

FRAU AM SWIMMINGPOOL
Es ist mir peinlich.

 

MANN, DER DIE CHICKENWINGS BRINGT
Versuche zu vergessen, was ich draußen gesehen hab.

 

MANN, DER DEN HUND SIEHT
Es ist jetzt alles still. Die Raketen sind nicht mehr zu hören. Unter der roten Sonne, die hier am Morgen aufgeht, liegt die ausgelöschte Existenz ruhig da.

 

FRAU AM SWIMMINGPOOL
Es ist mir peinlich.

 

MANN, DER DIE CHICKENWINGS BRINGT
Eine beunruhigende Stille.

 

MANN, DER DEN HUND SIEHT
Ich schlucke, als ich nach draußen blicke. Roter Wüstensand, den ich von hier aus nicht sehe, unter einem Himmel, der unschuldig ist.

 

MANN, DER DIE CHICKENWINGS BRINGT
Konzentriere mich auf den Duft der Chickenwings.
In den nächsten Stunden lasse ich nichts anderes an mich ran.

 

*

 

MANN, DER DIE CHICKENWINGS BRINGT
Niemand ist freiwillig hier. Als wäre das Ausrede genug,
kein Trinkgeld zu geben.

 

MANN, DER DEN HUND SIEHT
Kann mich nicht auf die Arbeit konzentrieren.

 

MANN, DER DIE CHICKENWINGS BRINGT
Es gibt Pflanzen, die könnten mir helfen. Ich habe alles
darüber gelesen. Aber sie sind teuer. In der 309 bleibe ich
länger in der Tür. Auch in der 007 und der 104.
Doch niemand gibt mehr.

 

MANN, DER DEN HUND SIEHT
Wie könnte ich?

 

MANN, DER DIE CHICKENWINGS BRINGT
In der letzten Stunde habe ich mir den Kragen sicherlich
zwanzig Mal aus dem Nacken gezerrt.
Die Kleidung ist Leihkleidung, also kann ich das Schild nicht herauslösen.

 

MANN, DER DEN HUND SIEHT
Unter mir brummt die Lüftungsanlage der Hotelküche. Eine Dunkelheit erfasst mich, über die mich auch der Gedanke an den Fuchs nicht hinwegtrösten kann. Die Nacht zieht sich hier weit in den Vormittag. Beständig will die Dunkelheit angesehen werden, es ist unerträglich zuweilen.

 

FRAU AN DER REZEPTION
Ich blicke aus dem vergitterten Fenster der Personaltoiletten.
Hier auf der Rückseite des Hotels raschelt einer der Hunde in den weißen Plastiktüten, die das Küchenpersonal hinausgestellt hat.

– Wir werden Köder auslegen müssen.

– Die Hunde gehören dem Militär, wenn jemand sieht, dass wir sie töten, was dann?

– Ich gehe nicht davon aus, dass diese Hunde so leicht zu töten sind.

– Es sind Hunde, warum nicht?

 

MANN, DER DIE CHICKENWINGS BRINGT
Die Zimmer bilden ein Netz, zwischen dem
sich meine Identität aufspannt.

 

FRAU AN DER REZEPTION
An der Rezeption gehen noch immer unentwegt Anrufe ein. Die meisten Gäste fragen, wie sich die Situation verhält.

Tut mir leid, ich weiß nicht –
Kann nicht –

 

MANN, DER DEN HUND SIEHT
Am Frühstücksbüffet nehme ich mir Limonade. Ich nehme auch Salat. Die Speckwürfel darauf schmecken nach Zwiebeln. Beides zusammen löst in mir erneut diese Übelkeit aus.

Als ich zurückkomme und aus dem Fenster sehe, liegen die Fetzen der weißen Tüten zwischen den Containern und dem Gestrüpp verteilt. Einige Fleischreste liegen dort auch.
War er in meiner Abwesenheit hier?
Ich fühle mich betrogen. Eine Weile stehe ich benommen am Fenster.
Gegen zehn setze ich mich wieder vor den Laptop, die Zahlen flimmern über den Bildschirm, ich beginne verschwommen zu sehen.
Als der Zimmerservice kommt, schicke ich die behaubte Frau unwirsch weg. Seit fünf Tagen bin ich hier und noch nie hat der Zeitpunkt gepasst. Wann sie kommen könne, fragt sie. Kommen Sie, wann Sie wollen, aber lassen Sie mich in Frieden, sage ich.