Saskia Nitsche
2021C029
*
FRAU AM SWIMMINGPOOL
Heimlich folge ich ihm aus dem Frühstückssaal durch die Eingangshalle und das Treppenhaus. Wo hat er sein Zimmer?
Wenn er mich kennenlernen könnte, denke ich, er würde mich mögen.
Aber ich kann ihn nicht kennenlernen.
Warum
hat es mir
niemand
beigebracht.
Warum?
Es ist mir peinlich.
Erste Etage. Er verschwindet in sein Zimmer. Die Tür fällt mit einem leisen Klicken hinter ihm zu.
102.
Jetzt sucht er seine Schwimmsachen zusammen. Gleich wird er wieder herauskommen und nach unten gehen.
Ich gehe an seiner Tür vorbei, verberge mich um die Ecke am Ende des Gangs.
Er kommt nicht.
Er kommt nicht.
Er kommt nicht.
Ich lasse mich in den Sessel in der Eingangshalle fallen. Am Tag
fühle ich mich auf eine unangenehme Weise sichtbar. Der
Sessel gibt mir ein wenig Schutz. Trotzdem weiß ich, dass sie zu
mir herübersieht. Wie sieht sie bloß aus?
Unter der Sonne draußen liegt alles dürr da. Wie kann das sein,
Sonne und Sturm zugleich? WIE KANN DAS SEIN?
Die dürren Bäume beugen sich in alle Richtungen.
Einige Hunde haben sich in die Einfahrt vom Hotel geschlichen, liegen ausgestreckt da. Was sind das für Hunde? Sie sind bullig und überall.
Unter dem Eindruck der Hunde kauere ich mich tiefer in den Sessel.
Wann wird wohl jemand kommen und sie von hier fortbringen? Irgendwer muss sich doch darum kümmern. Was machen sie hier?
Nach einer halben Stunde kommt er. Fragt an der Rezeption nach Einwurfmünzen für den Spind. Wechselt seinen Schein, sagt seinen Namen. Natürlich habe ich ihn schon oft gehört.
Ich weiß längst, wie er heißt.
Joan. Joan. Joan.
Was für ein schöner Name.
Woher er wohl kommt?
Sein Akzent klingt weich und aufregend fremd.
Was hat es zu bedeuten, dass er so lange dort steht?
WAS HAT ES ZU BEDEUTEN?
Mag er sie?, frage ich mich.