Saskia Nitsche
2021C027
*
FRAU AM SWIMMINGPOOL
In der Mitte der Nacht kommt der Sturm.
Ich laufe den Gang entlang, an der Schwimmhalle
mache ich Halt. Hier draußen ist der Chlorgeruch
bereits deutlich zu riechen.
Ich blicke durch die gläserne Scheibe. Das Wasser
liegt im Dunkeln da, die Leuchten an der Decke
der Schwimmhalle sind jetzt ausgeschaltet.
MANN, DER DIE CHICKENWINGS BRINGT
01.00 Uhr. Ich betrete das Treppenhaus.
Alles liegt im Dunklen da. Erst nach wenigen Sekunden reagiert der Bewegungsmelder.
FRAU AM SWIMMINGPOOL
Ich gehe die Treppe nach unten, nehme den
Weg durch die Umkleidekabinen.
MANN, DER DIE CHICKENWINGS BRINGT
Gehe ein Stockwerk nach oben, betrete den Gang.
FRAU AM SWIMMINGPOOL
Hier unten ist um diese Zeit nicht abgesperrt.
MANN, DER DIE CHICKENWINGS BRINGT
Das Schild im Nacken kratzt. Bei 314 biege ich links ab. Die Stille in diesem Gang verschlingt mich.
Vor 311 bleibe ich kurz stehen. Nehme den Duft der Chickenwings wahr, atme ihn ein. Noch immer würde ich sie selbst essen. Andere sagen, ich könne sie sicher nicht mehr sehen, doch das stimmt nicht.
FRAU AM SWIMMINGPOOL
In der Halle gleitet mein Blick über das still
daliegende Wasser. Ich streife die Kleidung ab,
lasse sie einfach auf die Fliesen am Beckenrand
fallen. Ich halte mich an der Einstiegstreppe fest.
Nackt gleite ich hinein. Einen Badeanzug habe ich nicht.
MANN, DER DIE CHICKENWINGS BRINGT
Wie gut das riecht.
307. Hier bitte.
FRAU AM SWIMMINGPOOL
Ich habe mit der Kälte des Wassers nicht gerechnet.
MANN, DER DIE CHICKENWINGS BRINGT
307, 0,70
305, 1,20
201, 0,50
210, 1,10
110, 0,50
103, 1,10
004, 0,30
Die Leute schlagen auf.
Ich habe gelernt, bleibe ich einen Augenblick stehen, löst das etwas aus. Ein Schuldgefühl. Eine unangenehme Konfrontation mit der Stille.
Sie geben mir Geld.
Ein Zeichen, dass ich fortgehen soll. Sie schicken mich weg. Manchmal denke ich darüber nach, was wäre, wenn ich einfach bliebe.
FRAU AN DER REZEPTION
In der Nacht behalte ich ununterbrochen die
Eingangstür im Blick. Bei jedem kleinen Geräusch
jagt mein Herz los. Ich starre durch die doppelte
Glastür auf den Swimmingpool. Im Dunkeln liegt
er unberührt da.
FRAU AM SWIMMINGPOOL
Ich hangle mich am Beckenrand entlang.
Es ist 02.00 Uhr morgens. Noch ist niemand hier.
Natürlich nicht. Es ist mitten in der Nacht.
Niemand ist um diese Zeit unterwegs, nur die
Rezeption in der Eingangshalle, die ich durch die
Glasfront von hier aus sehen kann, ist besetzt.
MANN, DER DIE CHICKENWINGS BRINGT
051. Was, wenn ich einfach bliebe?
FRAU AM SWIMMINGPOOL
Die Frau draußen an der Rezeption sitzt hinter
der Scheibe wie ein Kanarienvogel. Sie trägt eine
bunte Bluse. Sie ist müde. Sie sieht mich nicht.
FRAU AN DER REZEPTION
Ich glaube, eine Silhouette in der Schwimmhalle
zu sehen. Aber hier ist niemand vorbeigekommen.
FRAU AM SWIMMINGPOOL
Liegt friedlich da.
FRAU AN DER REZEPTION
Ich überlege den Nachtwächter zu bestellen,
doch als ich noch ein wenig länger hinsehe,
bewegt sich nichts mehr.
FRAU AM SWIMMINGPOOL
Niemand kommt um diese Zeit an.
Alle Flugzeuge landen bis 01.00 Uhr.
Vom Flughafen bis hierher benötigt
man in etwa eine viertel Stunde,
danach ist es hier in aller Regel still.
FRAU AN DER REZEPTION
Was ist da draußen bloß los? Hunde.
Zu unserem Schutz, ja. Aber was, wenn nicht?
FRAU AM SWIMMINGPOOL
In den letzten Stunden ist niemand
mehr angekommen. Vermutlich, sagte
jemand, landen sie nicht mehr.
FRAU AN DER REZEPTION
Hinter mir gluckern die Heizungsrohre.
Das Hotel ist modernisiert worden, doch
der Bau ist alt, hinter den Wänden verbirgt
sich marode Substanz.
MANN, DER DIE CHICKENWINGS BRINGT
Auf den Gängen ist es in den Nächten gespenstisch still.
Bei den Aufzügen im Erdgeschoss werde ich langsamer. Mein Herz jagt in diesen Nächten besonders stark. Ich sollte den Doktor sehen. Wann ich hier herauskomme, weiß ich nicht. Geld habe ich ohnehin nicht. Einmal am Tag telefoniere ich mit meiner Frau. Es geht ihnen gut, sie haben zu essen. Unser Haus liegt sicher in den Bergen.
FRAU AN DER REZEPTION
Guten Tag.
Wie ist Ihre Zimmernummer?
Wir wissen nichts Neues, leider.
Wir melden uns.
Auf Wiederhören.
MANN, DER DIE CHICKENWINGS BRINGT
051, 0,30
001, 0,70
An der Glasfront zur Schwimmhalle bleibe ich stehen.
FRAU AM SWIMMINGPOOL
In meinen Augenwinkeln bewegt sich was.
Eine Spiegelung an der Glasfront, dort wo
die Treppe zu den Umkleiden führt.
MANN, DER DIE CHICKENWINGS BRINGT
Da ist sie wieder.
FRAU AM SWIMMINGPOOL
Ich kann nicht ausmachen, was die Spiegelung
dort gewesen ist.
FRAU AN DER REZEPTION
Ich stehe an der Glasscheibe der Eingangstür,
sehe hinaus ins Dunkle.
MANN, DER DIE CHICKENWINGS BRINGT
Sie kommt bei Nacht.
FRAU AN DER REZEPTION
Keine Hunde zu sehen.
MANN, DER DIE CHICKENWINGS BRINGT
Sie ist schön.
FRAU AN DER REZEPTION
Ich habe Angst, dass jemand da draußen
verborgen ist, der mich jetzt sieht.
MANN, DER DIE CHICKENWINGS BRINGT
Sie ist so schön.
FRAU AN DER REZEPTION
Das Telefon klingelt, ich eile zurück.
MANN, DER DIE CHICKENWINGS BRINGT
Ich würde sie gerne einladen, mit mir in der Küche zu sitzen,
wenn es ruhiger wird in zwei, drei Stunden. Dann, denke ich,
wird es ruhiger sein. Wir könnten –
FRAU AN DER REZEPTION
Bitte gedulden Sie sich, wenn wir etwas wissen,
werden Sie die Ersten sein, die es erfahren.
MANN, DER DIE CHICKENWINGS BRINGT
Sie denkt, sie ist unbeobachtet.
Aber warum schwimmt sie nicht. Warum –
FRAU AN DER REZEPTION
Natürlich –
MANN, DER DIE CHICKENWINGS BRINGT
Kann sie nicht schwimmen?, frage ich mich.
Wie kann es sein, dass sie nicht schwimmen kann?
FRAU AM SWIMMINGPOOL
Es kann doch nicht sein, dass ich nicht
schwimmen kann.
FRAU AN DER REZEPTION
Nein, nichts Neues. Sobald ich etwas weiß,
werden Sie es erfahren.
MANN, DER DIE CHICKENWINGS BRINGT
Durch das Foyer eile ich zur Treppe,
will hinunter zur Küche –
FRAU AN DER REZEPTION
Entschuldigen Sie, haben Sie –
Ich denke, ich habe eine Silhouette gesehen.
Hinter dem Glas, in der Schwimmhalle.
Haben Sie jemanden gesehen?
MANN, DER DIE CHICKENWINGS BRINGT
Dort? Nein, dort ist niemand. Ich habe keinen gesehen.
FRAU AN DER REZEPTION
Danke, dann habe ich mich wohl getäuscht.
MANN, DER DIE CHICKENWINGS BRINGT
Kann ich Ihnen helfen?
Sie sehen so? Irgendwie sehen Sie müde aus.
FRAU AM SWIMMINGPOOL
Wie ein Kanarienvogel.
FRAU AN DER REZEPTION
Nein, danke. Es geht schon.
MANN, DER DIE CHICKENWINGS BRINGT
Ich erschrecke mich kurz. Wie sieht sie aus?
Wieso ist sie so müde?
FRAU AN DER REZEPTION
Entschuldigen Sie –
MANN, DER DIE CHICKENWINGS BRINGT
Ja?
FRAU AN DER REZEPTION
Würden Sie –
Könnten Sie doch –
Bitte nur einen kurzen Blick
in die Schwimmhalle werfen.
Nur kurz nachsehen, ob nicht doch –
MANN, DER DIE CHICKENWINGS
Natürlich. Ich werde einen Blick in die Schwimmhalle werfen.
Da ist sie, sie ist so unglaublich schön.
FRAU AN DER REZEPTION
Und?
MANN, DER DIE CHICKENWINGS BRINGT
Nichts. Alles ruhig, niemand da.
FRAU AN DER REZEPTION
Danke, jetzt bin ich ruhig.
*
FRAU AM SWIMMINGPOOL
Hilfe, hört mich denn niemand?
Es zieht mich nach unten.
Schnell strecke ich mich wieder nach dem Beckenrand.
Meine Handflächen umgreifen die Rillen,
dort, wo das Wasser in den Ablauf schwappt.
Kurz habe ich gedacht –
Habe ich gedacht, ich müsste ertrinken.
*
MANN, DER DIE CHICKENWINGS BRINGT
In dieser Nacht ist es besonders still. Hinter den Türen
höre ich hin und wieder ein Rascheln. Ich stelle mir vor, wie jemand
aufsteht, eine Packung Schokolade aus dem Schrank nimmt, sie
raschelnd aufpackt und beginnt zu essen. Menschen essen, wenn sie
Angst haben.
Um 03.00 Uhr geht aus Zimmer 021 die nächste Bestellung ein. Chickenwings. Ich nehme den Weg in die Küche, vorbei an den Aufzügen. Ich steige die Treppe, jemand hat gesagt, es sei gut für das Herz, viel mehr gibt es nicht, was ich hier für mich tun kann.
Auch in der Küche ist es um diese Uhrzeit still. Alles ist schon ordentlich angerichtet. Hanan packt die Chickenwings ein und gibt mir das Tablett mit der Pappbox. Bevor ich komme, geht die Bestellung in der Küche bereits über das zentrale Bestellsystem ein. Zehn Minuten später bekomme ich Bescheid. Ein, zwei Minuten bleiben mir, um das Tablett an die Tür zu bringen. Länger als 12 Minuten warten soll niemand, 13 Minuten maximal.
Ich habe keinen Ort in diesem Hotel, bewege mich durch die Gänge. Habe ich einmal nichts zu tun, geht keine Bestellung ein, weiß ich nicht, was tun.
In den Gängen fühle ich mich geborgen. Fenster nach draußen gibt es nur, wo die Gänge auf das Treppenhaus stoßen. Hier drin kann mir nichts geschehen.
Die Eingangshalle, wo die Klimaanlage besonders stark eingestellt ist, durchkreuze ich so schnell ich kann. An der Decke flackern die Lichter. Ich blicke zur Frau an der Rezeption. Wie heißt sie? Heute Nacht fällt mir auf, ich habe noch nie nach ihrem Namen gefragt.
Was ist das, sage ich und zeige nach oben.
Sie sagt nichts, greift stattdessen nach dem klingelnden Telefon.
021 liegt am Ende des Flurs. Ich klopfe. Ein Herr im hellblauen Bademantel öffnet.
Chickenwings, sage ich.
Danke, sagt er.
Ich warte einen Augenblick. Dann fällt die Tür vor mir zu. Ich stehe da wie ein Kind.
*
MANN, DER DEN HUND SIEHT
Ich wälze mich hin und her. Die Nächte sind nicht länger erträglich.
Ich schalte die Nachttischlampe ein. Stehe auf, ziehe den Vorhang zur Seite.
Kaum ist das Licht der Sonne erloschen, scheinen die Lichter der Gewalt dort drüben. Sind sie wieder da, die Raketen.
Die Sträucher biegen sich heftig im Wind. Der Fuchs ist nirgends zu sehen.
Die Einsicht, dass dies alles letztlich auch mich betrifft, mit mir zu tun hat. Ich die gleichen Gedanken in mir trage, die diese Kräfte zu verantworten haben. Seit ich hier bin, empfinde ich Wut, unbändige Abneigung gegen mein eigenes Dasein. Wie ich nach vorne dringen muss, allem muss ich Sinn geben, ich kann nicht einfach nur sein. Mein Widerstand dagegen besteht in diesen Tagen darin, mich meiner eigenen Kraft zu verweigern. Mich ganz meiner eigenen Schwäche hinzugeben. Manchmal fühle ich mich so schwach, dass ich kaum gehen kann.
Ich folge den Spuren meiner Gedanken, schiele dabei hinaus auf die von den Lichtern der Hotelküche beleuchteten Sträucher. Plötzlich schaltet sich der Bewegungsmelder ein. Ich blicke nach unten zwischen die Container. Doch dort ist nichts zu sehen. Eine Weile bleibe ich noch am Fenster stehen.
Dann setze ich mich aufs Bett, zwinge mich in die Nacht zu sehen. Es erregt das Leid auch in mir. Aber das ist es, worum es geht. In der fünften Nacht hier beginne ich zu verstehen, dass es darum geht. Das Leid in sich aufnehmen, es in sich bergen und dann in etwas anderes überführen.
*
MANN, DER DIE CHICKENWINGS BRINGT
Es ist 04.00 Uhr. Ich sehe im Treppenhaus aus dem Fenster. Es gibt eine Seite des Gebäudes, die ich vermeide. Aber hier sind keine Raketen, hier kann ich friedlich in die Dunkelheit sehen.
Heute Nacht gehen viele Bestellungen ein. Sie lenken mich ab von meinem Herz. Ich weiß nicht, was tun. Geld habe ich keins. Ich hoffe, dass alles gut geht. Noch eine ganze Weile. Bis mein Junge 13 ist. Das habe ich mir vorgenommen. Mit 13 kommt man alleine zurecht, das ist, was mein Vater mir gesagt hat, als ich 11 Jahre alt war. Er hat es mir so häufig gesagt, dass ich vorbereitet war. Mit 13 kam ich zurecht. Ich nahm den ersten Job an. Auch in einem Flughafenhotel.
Unter anderen Umständen würde ich mir Gedanken um mich machen, um meine Familie, in dieser Nacht aber konzentriere ich mich auf das Piepen des kleinen Gerätes, das ich bei mir trage, das die eingehenden Bestellungen meldet. Konzentriere mich auf den Weg hinunter zur Küche. Auf das Annehmen der Tabletts mit den duftenden Paketen. Ich würde sie selbst essen. Dass manche sagen, ich könne sicher den Geruch nicht mehr ertragen, verstehe ich nicht.
In den Nächten, in denen wenig los ist, oft zwischen vier und fünf, setze ich mich zu Amber in die Küche. Dann gibt sie mir die Reste aus den Pfannen, die nicht mehr in die Pakete gepasst haben. Chickenwings-Streifen, Tomatenscheiben, manchmal Gurke. Wenn der Tag beginnt, bin ich meist satt.
Heute ist es bereits fünf, als das Piepen des Gerätes endlich zur Ruhe kommt. Amber gibt mir ein Sandwich. Es ist belegt mit Käse und Schinken, Gurke und Ei.
Das kann ich nicht nehmen, Amber, wir dürfen nichts für uns nehmen, das sind keine Abfälle.
Papperlapapp, sagt sie nur.
Ich bin dankbar. Ein wenig schuldig beiße ich hinein. Es schmeckt gut. Ich mag Amber. Sie sorgt für mich, manchmal fühle ich mich wie ihr Kind. Sie ist bestimmt zehn Jahre jünger als ich.
*
MANN, DER DEN HUND SIEHT
Die Bezüge kommen mir abhanden. Nacht für Nacht mehr. Ich kann mir nicht sicher sein, woraus ich mich in diesem Augenblick noch zusammensetze. Das Erscheinen des Fuchses gibt mir Halt. Er ist ein Gegenüber, etwas, nach dem ich mich hier unendlich sehne. Ich spüre eine brüderliche Verbundenheit mit dem Tier. Wie ich hat er hier keine Gemeinschaft, überall nur Hunde. Was sind das für Hunde?
FRAU AN DER REZEPTION
Militärhunde, eine seltene Rasse.
MANN, DER DEN HUND SIEHT
Ich frage mich, was macht der Fuchs untertags? Nie habe ich ihn am Tag gesehen. Wo schläft er? Muss ihm nicht heiß sein unter der Sonne? Wird er genügend Wasser finden dort draußen? Kann ich ihm ein Schälchen mit Wasser bringen, es dort unten hinter die Container stellen?
Unter der glühenden Sonne muss sein Fell brennen. Er schleppt sich am Abend, wenn es kühler wird, oder früh am Morgen, wenn es noch nicht heiß ist, her zum Hotel. Hier findet er Nahrung. Wie könnte ich hinausgelangen, um ihm Wasser zu bringen?
Ich klappe den Laptop auf. Das blaue Licht des Screens wirft einen Schimmer auf die Zudecke. Es ist schon fünf. Ich sollte noch schlafen, doch die Zahlen auf dem Bildschirm beruhigen mich. Es fühlt sich beklemmend an, aber für einen Augenblick, bis ich nochmal einschlafe, macht mich der Anblick auf eine seltsame Weise ruhig.
*
MANN, DER DIE CHICKENWINGS BRINGT
Ich bewege mich in den Nächten am liebsten durch die Gänge. Dann muss ich nichts sehen. Nur hier unten von der Küche aus erhasche ich manchmal einen Blick auf die Lichter der Raketen.
Ich bitte Amber, den Rollo herunterzulassen. Es ist ein klappriger Rollo. Das Hotel ist modernisiert worden, aber hier unten ist alles marode. Hier unten, wo nur wir uns aufhalten, machen sie nichts.
Was ist da draußen bloß los, sagt Amber.
Wenn die Hunde draußen sind, muss es ernst sein, sage ich. Aber sie sind zu unserem Schutz da, Amber. Es kann uns nichts geschehen.
Immer wieder sieht sie auf ihrem Handy nach. Es hat ein zersprungenes Display. Aber wir kennen das schon. Wir kennen das schon, dass die wichtigen Dinge dort nicht stehen.
Ich esse mein Sandwich. Um 5.20 Uhr geht die nächste Bestellung ein.
Kurz vor dem Frühstück. Das ist ungewöhnlich, sage ich. Chickenwings. Um diese Zeit? Um diese Zeit, das ist ungewöhnlich.
Amber steht auf, gibt Fett in die Fritteuse. Sie reißt die Packung mit den Chickenwings auf. Ich sehe mir die Plastikverpackung an. Die knallenden Farben, gelb und rot, habe ich schon immer gemocht. Amber schmeißt den Inhalt in die Fritteuse. Ein paar Minuten später sause ich los.
207, 3,00.
3,00? Wirklich?
Das ist viel. Das ist so viel.
Ich nicke ihm zu, zupfe mein Jackett zurecht, bin verlegen. Was tun? Darauf war ich nicht vorbereitet. Was sagen? Ich lege meine Hand auf die Brust.